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Missi

Katzengeschichten




Missi von Schwalbennest
Sommer 2009




Waterloo hockt mit ihren drei Geschwistern und ihrer Mutter in einer Zimmerecke. Es ist schwer zu erkennen, welches Körperteil zu welchem Stubentiger gehört, denn die Familie hat sich zu einem einzigen Fellknäuel zusammen gefunden. Sie haben Angst und wissen nicht, was mit ihnen geschehen wird. Große Kulleraugen schauen einem entgegen.

Einer im Bunde fehlt aber noch: Blondie. Er muß im Moment noch getrennt untergebracht sein, da er eine Atemwegsinfektion hat und die Behandlung noch nicht abgeschlossen ist.

Aber der Reihe nach.
Am 18. Juli 2009 bekamen wir Besuch von zwei Ehepaaren die im Schwalbennest Ferienhäuschen besitzen. Es ginge um eine verwilderte Katzenfamilie auf ihrem Grundstück. Geprägt von den unzähligen Hilfsgesuchen verzweifelter Mitbürger die uns - wenn auch in bester Annahme - als Verein i.d.R. ganz automatisch ein volles Konto und grenzenlose Hilfsmöglichkeiten unterstellen, waren wir auch dieses Mal auf einiges gefasst.

Aber weit gefehlt, denn hier sollte sich etwas Besonderes entwickeln. Es entstand eine Zusammenarbeit zwischen Mitbürger und Verein, wie wir sie bis dato noch nicht erlebt haben.

Zunächst jedoch konnten wir nicht einordnen, wohin uns dieser Besuch führen sollte. Waren es Mitbürger die sich von den Katzen belästigt fühlten und sie - egal wie - so schnell wie möglich entfernt haben wollten? Wollten Sie nur unsere Einschätzung, einen Rat? Oder sollte die Geschichte am Ende eine ganz andere Wendung nehmen?
Mein Terminplan war üblicherweise gut gefüllt, so verabredeten wir uns für den nächsten Tag.

Ich erschien zum verabredeten Zeitpunkt und fand vier sehr nette und augenscheinlich hoch motivierte Katzenfreunde vor, die sehr besorgt um "ihre" Katzen waren und nun mit uns zusammen dafür sorgen wollten, dass diese Katzenfamilie eine bessere Zukunft hat.




Erst einmal reisten beide Ehepaare für einige Tage ab, in der Zeit versorgten wir die Katzen mit bereitgestelltem Futter.


Am 31.07. nahm die Fangaktion der Katzenfamilie dann doch zügiger als ursprünglich geplant seinen Lauf.
Familie Pardey war zwischenzeitlich zurück gekehrt und während Frau Pardey nichts ahnend ihr Sonnenbad genoß, hörte sie ein furcht erregendes Schreien.

Ein Grautigerchen war beim Spiel auf einem nicht mehr bewohnten Grundstück in eine Regentonne geplumpst. Es war eine große Tonne, zu etwa 1/3 mit Wasser gefüllt. Das Katzenkind hatte keine Chance zu entkommen und wäre letztendlich ertrunken, aber glücklicherweise hatte Frau Pardey den Unfall bemerkt und das Kerlchen beherzt aus seiner tödlichen Falle befreit.
Mensch und Tier standen gleichermaßen unter Schock, denn Waterloo, wie das kleine Kerlchen genannt wurde, war vollkommen durchnässt und musste erst einmal trocken gerubbelt werden. Stress pur für ein verwildertes Katzenkind, aber was sein muß, muß sein.





Für den Tag wurden Futter, Wasser und Klo zurecht gestellt und abends holten wir Waterloo ab.

Zunächst musste sie mit einem Käfig vorlieb nehmen, da unser Katzenzimmer noch belegt war.




Von Familie Pardey haben wir an dem Abend noch eine großzügige Sachspende bekommen für den Flohmarkt der tags drauf im Zuge des Sommerfestes des Campingplatzes in Meißendorf statt fand.

Für den Flohmarkt wurden wir ebenfalls mit Sachspenden bedacht von Hans Diederich aus dem Rehland, der auch den Fahrdienst übernahm, und dem Sport- und Reha-Zentrum body-fit Südwinsen.





Das body-fit hat uns zudem auf dem Flohmarkt-Stand personell unterstützt.





Vielen Dank an dieser Stelle an die guten Geister, die uns einen sehr erfolgreichen Flohmarkt-Tag möglich gemacht haben.


Mit dem Erlös von € 150 konnten wir den Kastrationsgrundstein für die "Junge Familie", wie wir diese Katzengruppe genannt haben, legen. Eine weitere großzügige Geldspende der Familie Falke/Pardey folgte, somit ist die tierärztliche Versorgung inklusive Kastration aller 6 Tiere gesichert.


Wir sind unsagbar dankbar, auf Menschen gestoßen zu sein die sich um ausgesetzte Katzen sorgen und kümmern, und sich dann auch noch aktiv in großem Maße engagieren um diesen Streunern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.




Nach dem Flohmarkt war noch lange nicht an Feierabend zu denken, denn es galt eine Lebendfalle zu organisieren. Blondie war nämlich am Futternapf gesichtet worden, er bekam kaum Luft.


Der Knirps musste zügig eingefangen werden um tierärztlich behandelt werden zu können, denn lange würde er in dem Zustand nicht überleben. Die Falle haben wir zum Glück noch an dem Abend vor Ort bekommen können.




Familie Pardey verschwendete dann auch keine Zeit und fing prompt ein Geschwisterchen ein. Leider nicht Blondie, aber ein weiteres Katzenkind war somit in Sicherheit und Waterloo bekam Gesellschaft.


Während wir am Sonntag in Hannover an einer Demo gegen ein neues Hundegesetz teilnahmen, lag Familie Pardey schon wieder auf der Lauer. Wieder war ihnen das Glück hold, dieses Mal sogar ganz besonders, weil Blondie in die Falle gegangen war.





Als wir von der Demo zurück kamen, war Blondie schon bei uns, nachdem er von seinen Fängern noch dem Tierarzt vorgestellt worden war.


Das ging nicht ohne Blessuren ab, der panische Blondie "bedankte" sich bei Frau Falke mit einem herzhaften Biß für seine Rettung. So musste auch Frau Falke noch ärztlich versorgt werden.





Manch einer hätte an dieser Stelle aufgegeben, was auch gut nachvollziehbar gewesen wäre. Hier waren aber zuverlässige "Junge Familie"-Helfer am Werk und so wurde die Falle gleich wieder aufgestellt, denn die Mutter und zwei Kinder galt es noch zu fangen.


Am 03.08. zogen die drei Kätzchen in unser Katzenzimmer um. Blondie ist auch in dem Zimmer, aber in einem Käfig untergebracht. So ist es für alle Beteiligten weitaus stressfreier wenn er zur Behandlung eingefangen werden muß.




Das Familienoberhaupt, eine bildhübsche Glückskatze, wurde am Dienstag gefangen. Sie war äußerst aggressiv was nicht verwunderlich ist wenn man sich einmal überlegt, wie hart das Leben auf der Straße ist.




Als sie aus der Falle entlassen wurde und ihre Kinder in der Zimmerecke gefunden hatte, kehrte Ruhe ein. Ab dem Moment war sie nur eine sehr ängstliche Katze die nicht einordnen konnte, was mit ihr und ihren Kindern passiert war und sie wussten natürlich auch nicht, dass ihr Leben eine entscheidende Wendung genommen hatte.


Am 05.08. wurde ein weiteres Grautigerchen gefangen. Wie Hänsel wurde das kleine Kerlchen in der Tat per ausgelegter Futterspur in die Falle gelockt. Nun blieb noch ein einziges Kind das zwischenzeitlich die Welt überhaupt nicht mehr verstand. Wie denn auch.





Die Situation hatte sich zu dem Zeitpunkt auch auf menschlicher Seite extrem zugespitzt, da sich einige Nachbarn nicht wirklich einig waren, ob den Katzen von uns geholfen werden sollte (was letztendlich auch eine Entlastung für die Anwohner ist) oder ob die Fangversuche auf dem seit Jahren unbewohnten Grundstück sabotiert werden sollten.




Spät abends gelang es tatsächlich, das letzte furchtbar eingeschüchterte Familienmitglied zu fangen. Wir hatten zumindest an dem Tag schon nicht mehr damit gerechnet, da die .............. nennen wir es mal "Aufregung" in dem Gebiet wo das Kätzchen vermutet wurde doch recht heftig war. Es wurde dann noch versucht, das Kätzchen aus der Falle zu befreien, was zum Glück verhindert werden konnte.





Nun ist die ganze Familie in Sicherheit, wird demnächst kastriert und kann dann umziehen. Wir suchen echte Katzenfreunde die eins dieser knuffigen Kätzchen bei sich aufnimmt. Geduld ist gefragt, denn die Familie muß erst lernen, dass sie Menschen vertrauen kann.










Am 04. September wurden die
Katzenkinder kastriert und gechipt.





Zwei Familien hatten sich für die Katzen interessiert, hier scheiterte es aber auch wieder an der Bereitschaft, den Katzenkindern die notwendige Geduld entgegen zu bringen.











Sie lernen andere Tiere kennen und sind
so gut es geht in den Tagesablauf integriert.








11 Wochen waren sie bei uns. Auch unsere erfolgreiche Vorarbeit in Richtung Zähmung hat leider nicht ausgereicht um "richtige Familien" für sie zu begeistern.



Es macht schon ziemlich sprachlos immer wieder zu erfahren, dass unsere Mitbürger nur selten ein Herz haben für verängstigte Katzen.


Eine Miez muß jung sein, eine Miez muß sofort schmusig sein.
Warum eigentlich?


Haben verängstigte Katzen nicht auch eine Chance verdient? Nur weil sie ein wenig Zeit brauchen um dem Menschen zu vertrauen sollen sie nichts wert sein? Das ist eine ganz schlimme Einstellung!







Blondie und Graubacke





Schissi-Bär





Waterloo





Rot-Schuh



>> Diese Fotos wurden am 15.10.09 gemacht - am Tag vor ihrem Umzug.....



....es gibt nämlich einen Hof bei dem wir einfach mal nachgefragt haben ob ein Plätzchen für 2 oder 3 unserer Kätzchen da wäre. Das Glück war auf der Seite der Katzen, denn hier zeichnete sich tatsächlich ein wirkliches Happy End ab.
Das Quintett darf zusammen bleiben, am 16.10. haben sie den Dachboden in Beschlag genommen. Es zeichnet sich ab, dass sie sich auf dem riesigen Hof mit unzähligen Gebäuden und Versteckmöglichkeiten heimisch fühlen könnten. Vorerst gibt es mehrere Futterstellen und es wird von den Hofeigentümern alles getan um den Kätzchen die notwendige Sicherheit zu vermitteln.
Wir danken der Familie für ihr großes Herz und wünschen dem Quintett alles Gute für ihre gemeinsame Zukunft.
Warum wir die Geschichte der "Jungen Familie" aufgeschrieben haben? Wir möchten unsere Mitbürger für die Problematik sensibilisieren. Das Problem sind nicht die Katzen, so sehr sich viele Mitbürger durch sie auch belästigt fühlen mögen. Das Problem sind verantwortungslose Halter die ihre Katzen und Kater nicht oder nicht rechtzeitig kastrieren lassen.


Missi wurde ca. zwei Wochen nachdem sie gefangen wurde wieder freigelassen. Zwischenzeitlich war sie kastriert und gechipt worden. Noch ist sie nicht wieder gesichtet worden (Stand September), aber das wundert auch kaum wenn man bedenkt wie mies sich die Katzengegner in dem Viertel verhalten haben.

Wie abertausende von Katzen in unserem Land zahlen Missi und ihre fünf Kinder die Zeche. Missi wurde von ihrer herzlosen Familie im Stich gelassen. Unkastriert vor die Tür gesetzt, wurde sie ihrem Schicksal überlassen. 2008 bekam sie Babies die nach und nach verschwanden. 2009 bekam sie wieder Babies und hat sich den Garten der Familie Pardey ausgesucht um ihre Kinder aufzuziehen.
Hier waren sie in Sicherheit und wurden versorgt, allerdings war die Nachbarschaft schon lange in zwei Lager gespalten. Die katzenfeindliche Partei machte der Katzenfamilie nach wie vor das Leben schwer und ließ nicht mit sich reden. Uns fehlt absolut das Verständnis für das Verhalten dieser Mitmenschen, denn die Katzen sind vollkommen unschuldig an ihrer Lage. Die Tiere waren unverschuldet in Not geraten und zwei Familien haben sich mit uns zusammen für diese Katzen eingesetzt. Einerseits waren dem "gegnerischen Lager" die Katzen ein Dorn im Auge, andererseits wurde versucht, die Fangaktionen zu sabotieren, was zum Glück nicht gelang.

Wir halten weiter die Augen offen nach Missi.




Wir als Verein helfen jederzeit gerne, so wir die Möglichkeit dazu haben.
Wir als Verein haben aber keinen Goldesel im Keller stehen, wir sind auf die Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen.

Diese Geschichte zeigt beeindruckend auf, wie eine Zusammenarbeit funktionieren kann um Mensch und Tier effektiv zu helfen.

Wir freuen uns schon auf die nächste Erfolgs-Story.




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